Mallorca im Winter | Stadtleben

Quadrat

Auf Mallorca gibt es viele kleinere und größere Städte. Mal haben sie etwas mehr, mal etwas weniger Charme. Durch manche sind wir nur hindurchgefahren, andere haben uns so begeistert, dass wir anhielten oder wiedergekommen sind.

Port d‘ Andratx

Es war noch dunkel, als wir in unser Auto einstiegen und uns auf den Weg zu unserem ersten Tagesziel machten. Uns erwartete ein quirliger Autobahnverkehr um Palma. Nur langsam schob sich Auto um Auto durch den morgendlichen Stau hindurch. Als wir endlich das Nadelöhr durchquert hatten, wurde es wieder ruhiger. Im Hafenstädtchen Port d‘ Andratx war nichts mehr von der Hektik zu spüren. Es wirkte fast wie ausgestorben. Nur hin und wieder joggte jemand entlang der Uferpromenade an uns vorbei. Die Sonne war bereits aufgegangen und es hingen dichte Nebelschwaden über der Hafenstadt.

Wir widmeten unsere Aufmerksamkeit dem Hafen mit den vielen Booten. Die an uns vorbeiziehende Nebelwand sah so spektakulär aus, dass wir sofort einen Zeitraffer aufstellten. Während wir warteten beobachteten wir vereinzelt Bootsbesitzer die ihre Boote winterfest machten. Viele waren bereits mit Planen abgedeckt und sicher festgemacht. Ansonsten herrschte Stille. Nur das ruhige Plätschern des Wassers gegen die Kaimauer und das Knarren und Knacken der sich langsam bewegenden Boote durchbrach diese.

Häfen sind fotografisch immer sehr spannend. Es gibt viele kleine Details die sich gut in Szene rücken lassen. Das haben wir auch hier in Port d‘ Andratx versucht. Nicht immer schafft man es die Stimmung so einzufangen, wie man sie persönlich vor Ort erlebt hat. Aber genau das bleibt immer oberstes Ziel.

 

Soller

Die Stadt liegt in einem Tal des imposanten Tramuntanagebirges. Bekannt ist sie für ihre Zitrusplantagen und die historische Bahn die mehrfach täglich seit über 100 Jahren von Palma aus hierher fährt.

Wir parkten an der großen Hauptstraße Ma-11 und erkundeten zu Fuß die Umgebung. Schmale Gassen, geschmückt von schicken Fassaden, führten in die Stadt. Alles wirkte aufgeräumt und sauber. Kleine Läden luden zum Schlendern ein. Die Plaça mit den Springbrunnen war wie leergefegt. Nur ab und zu überquerte sie eine spanische Familie lautstark. Die für den Platz viel zu groß erscheinende Kirche Sant Bartomeu war zur Hälfte eingerüstet und verbarg zum Teil den Blick auf seine hübsche Jugendstilfassade. So ruhig und beschaulich wie wir es diesmal hier vorfanden, versprühte die Stadt wesentlich mehr Charme, als im Sommer.

Langsam ging die Sonne unter. Wir suchten uns einen schönen Standpunkt, von dem wir einen Blick auf die Berggipfel und im Vordergrund einige Orangenbäume hatten. Die Berge wurden in einen tollen Farbmix aus rot-lila-orange getaucht. Der perfekte Blick für einen Zeitraffer!

Palma

Sie ist die Hauptstadt der Baleareninsel: Palma. Selbst in der Nebensaison sind die Straßen gut gefüllt und die Restaurants und Geschäfte geöffnet. Allerdings spürt man schon einen Unterschied: In den Parkhäusern gibt es genug Platz, in der Kathedrale muss man sich nicht anstellen und auf den Straßen hört man mehr spanisch als andere Sprachen.

Im Sommer hatten wir auf einen Besuch der berühmten Kathedrale verzichtet, da die Warteschlange ewig lang war. Jetzt im Winter, trotzdem dass wir erst spät ankamen in Palma, gingen wir einfach an die Kasse und waren drin. Das berühmte Gotteshaus beeindruckt durch seine Bauweise, die vielen Details und natürlich seine Größe.

Sehr gerne sind wir auch auf Märkten unterwegs. Oft lassen sich dort gute Momente einfangen und es wimmelt nur so von Fotomotiven! Deshalb machten wir einen Abstecher zum Mercat de l’Olivar. Eine große Markthalle mit einem reichhaltigen Angebot frischer Waren und jeder Menge kleinen Bars. Dort lief ein geschäftiges Treiben. Wir quetschten uns zwischen den Einheimischen hindurch, die lautstark einkauften oder sich mit Freunden und Familie zum Plausch vor einer Tapasbar niedergelassen hatten. Der Lautstärke-Pegel in einer Großkantine ist nichts dagegen! Die Gerüche von Fisch, Meeresfrüchten, frischer Paella und Eintöpfen, Frittierfett und Knoblauch vermischten sich und sorgten für großen Appetit bei uns. Es machte einfach viel Spaß mittendrin zu sein, zu beobachten und sich anstecken zu lassen von der unkomplizierten spanischen Lebensfreude!

Durch die kleinen Gassen zu schlendern, immer auf der Suche nach tollen Fotomotiven, macht großen Spaß. In jeder Straße gibt es tolle Bauwerke, erbaut in den unterschiedlichsten Epochen, oder kleine Elemente die einfach dazu anspornen sie toll in Szene zu setzen. Mal gelingt das gut mal nicht so gut. Interessant war allemal die Weihnachtsdekoration die in jeder größeren Straße aufgehängt war. Wir liefen fast im T-Shirt herum und über uns leuchteten die Weihnachtssterne und Schneeflocken. Es war nicht mehr lange bis Weihnachten. Überall in den Geschäften hörten wir „Feliz Navidad“! So langsam kamen wir dabei auch in Weihnachtstimmung. Schließlich hörten wir, dass es einen Weihnachtsmarkt in Palma gibt und dieser bald öffnete. Da wollten wir unbedingt mal vorbeischauen und einen Glühwein trinken. Wir hatten keine Ahnung was uns da erwartete.

Naiv gingen wir mit der Vorstellung von einem deutschen Weihnachtsmarkt zur Plaça Major. Im Sommer ein belebter Platz mit Straßencafés und Geschäften. Nun waren fast alle Läden geschlossen und verwaist. Lichterketten die von den umliegenden Arkadenhäusern sternförmig zur Mitte des Platzes hin aufgehängt wurden, waren hier allerdings so ziemlich das Einzige was an Weihnachten erinnerte. Über den Platz verteilt waren eine Handvoll Messestände, von denen allerdings nur zwei Drittel „bewohnt“ schienen. Der Rest war unbestückt und dunkel. Einige Händler bauten gerade erst ihre Sachen auf und räumten Ware ein, obwohl der Markt bereits offiziell eröffnet war. Einige brachten noch ihre Werbeschilder an und werkelten in ihren Geschäften.

Ok wir sind hier in Spanien, also soweit so typisch, aber wir fragten uns was genau diesen Markt zu einem Weihnachtsmarkt machte? Das Elch-Comic mit roter Nase an den Budenseiten? Oder waren wir einfach zu früh da? Es gab eine Art „Bücher-Trödelstand“, zwei Geschäfte die Sterne und Weihnachtsdeko verkauften und der spärliche Rest bot Holzfiguren mit Zimmerbrunnen an. Eine komische Mischung. Und wo waren eigentlich die Glühwein- und Bratstände? Es gab keinen einzigen Stand der etwas zu Essen oder zu Trinken anbot… wir waren ganz schön irritiert. Vielleicht war es nur eine Momentaufnahme, vielleicht waren die Spanier noch nicht so weit. Vielleicht sieht es auf den anderen Weihnachtsmärkten in Palma anders aus, aber wir verließen den besucherfreien „Markt“ erst einmal wieder.

Am Passeig des Born sah das Ganze schon deutlich anders aus. Es gab zwar keine „Weihnachtsbuden“, aber dafür blühte hier das Leben. Die Straßencafés hatten geöffnet und waren voller Menschen, Einheimische und Touristen bevölkerten die Straße und feierten. Wir entdeckten sogar noch einen mobilen Wagen der die in Spanien so beliebten Churros verkaufte. Davon gönnten wir uns eine Tüte und beobachteten das Treiben.

Schließlich durfte ein Besuch des Castell de Bellver nicht fehlen. Die Burg liegt etwas außerhalb auf einem Hügel, von dem aus man einen schönen Blick über die Stadt, den Hafen und auf das Gebirge hat. Bei unserem letzten Besuch hatten wir Pech, denn da fand gerade eine Veranstaltung auf dem Gelände statt, sodass wir es nicht besuchen konnten. Diesmal klappte es! In der Burg an sich gibt es nicht sehr viel Neues zu entdecken, aber der runde Grundriss und die Architektur sind spektakulär.

Banyalbufar

Es ist für uns eines der hübschesten Bergdörfer und bekannt für seine Terrassengärten und den Malvasia Wein. In Banyalbufar geht es eher ruhig zu. Nimmt man sich allerdings die Zeit zu verweilen und beobachten, fällt einem schnell die quirlige spanische Lebensart auf. Die Häuser sind alle hübsch hergerichtet und sehen aus wie frisch renoviert. Grüne Fensterläden bestimmen das Bild in den Gassen. Vorbei an bunt bestückten Blumenkästen und plaudernden Spaniern auf der Straße führt ein steiler Weg zum Meer hinunter. An der Hauptstraße die durch das Dorf hindurchführt, gibt es leckere Straßencafés in denen es sich lohnt eine Pause zu machen. Für einen tollen Ausblick auf die Terrassengärten, muss man allerdings erst ein paar Meter weiter fahren um etwas erhöht auf das Dorf hinunter blicken zu können.

Alcúdia

Eher zufällig entdeckten wir Alcúdia bei unserem Sommerbesuch. Wir waren damals verwundert in so eine hübsche, niedliche Stadt zu kommen, wo wir jedoch kaum Touristen sahen. Die Altstadt ist umgeben von den Resten eines alten mit Zinnen besetzten Mauerrings, welcher zum Teil noch sehr gut erhalten ist. Es ist möglich ein ganzes Stück weit über diese Mauer zu laufen. Das große Stadttor, eine typisch mallorquinische Kirche und die Gassen sind absolut sehenswert. Es gibt auch eine Ausgrabungsstätte. In der Nebensaison waren wir fast die Einzigen hier. So nutzten wir die Chance für einige Aufnahmen.

Cala Figuera

Cala Figuera ist eine lang gezogene Bucht, ohne Sandstrand. Steil liefen wir bergab durch das Dorf bis wir unten auf Meereshöhe ankamen. Die Häuser standen direkt am Wasser. Ein schmaler Fußweg führte entlang der Bucht. Wir fühlten uns ein wenig an Venedig erinnert. Das Dorf wirkte wie ausgestorben. Kein Mensch war zusehen. Nur einige Katzen und Enten liefen um uns herum. Die festgemachten Boote schaukelten ruhig vor sich hin. Das Meerwasser überspülte den Fußweg in regelmäßigen Abständen. Schnell hasteten wir von einer Erhöhung zur nächsten, bevor uns eine neue Welle erreichte. Das Wasser schwappte gegen die Häuserwände und unterspülte die Garagentore der Bootstellplätze. Die Garagentore und Fensterläden der Fischerhäuser waren bunt gestrichen. Es gefiel uns sehr gut hier. Bei unserer Rückkehr beobachteten wir wie 2 große Fischerboote gerade anlegten. Sie luden Kisten prall gefüllt mit Fisch und Eis ab. Eine herumstreunende Katze schnorrte einige Fische. Einer der Fischer versorgte sie bereitwillig. Andere Fischer saßen im Hafen und stopften ihre Netze.

Kommentar

2 Kommentare zu „Mallorca im Winter | Stadtleben“

  1. Antworten

    Sehr interessanter Beitrag! Und wieder sehr schöne Fotos mit einem interessanten Bericht! LG

  2. Antworten

    Auffällig ist, dass die Bilder eine sehr große Vielfalt abdecken. Es ist eben fast egal ob man im Hochsommer oder Winter auf Mallorca seinen Urlaub verbringt – die Insel ist und bleibt interessant.

    Um es kurz zu schreiben: Euer interessante Bericht mit seinen tollen Aufnahmen ist die passende Injektion für den Ausbruch einer Reiselust.

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