Unberührte Natur zu finden, ist sicherlich nicht ganz so einfach auf Mallorca und ganz unberührt sind selbst viele Nationalparks nicht wirklich. Überall finden sich verfallene Ruinen und Überbleibsel aus vergangenen Epochen. Was natürlich nicht schlecht sein muss. Wir hatten einige tolle Momente.
Sa Calobra
Sicherlich kennen die meisten Mallorca-Urlauber diesen Besucherpunkt. Eine spektakuläre 13 km lange Kurvenfahrt führt vom Gebirge ca. 800 Höhenmeter hinunter zur Küste. Wir hatten gelesen, dass hier im Sommer alles überfüllt sei, man im Winter allerdings nahezu allein vor Ort ist. Wir waren gespannt.
Die kurvenreiche Straße hinunterzufahren, umgeben von den beeindruckenden Bergen um uns herum, machte viel Spaß. Wir stoppten immer wieder und nutzten die grandiosen Aussichten um tolle Aufnahmen zu erstellen. Schließlich kamen wir unten an der Bucht an. Trotz dem was wir vorher gelesen hatten, waren wir geschockt von dem großen Parkplatz, der ausgebauten Promenade und den vielen großen Restaurants. Die Fahrt durch die riesige Schlucht, weckte ein bisschen das Gefühl auf das Ende der Welt zu zufahren. Jetzt standen wir hier und hatten das Gefühl inmitten einer kleinen Stadt zu stehen. Es passte nicht so ganz zusammen.
Die Restaurants waren natürlich geschlossen, nur ein mobiler Händler hatte sich einen kleinen Stand aufgebaut an dem er Sandwiches und Getränke anbot. Etwas irritiert davon hier einen Händler anzutreffen, gingen wir an ihm vorbei. Das eigentliche Ziel, wahrscheinlich jedes hier ankommenden Touristen, war vor allem die Schlucht Torrent de Pareis! Eine spektakuläre Erosionsschlucht! Über 2 zu Fuß passierbare Tunnel durch das Felsgestein kamen wir schließlich in der Schlucht an.
Es ist wirklich beeindruckend, wenn man da drinsteht. Der Boden besteht aus weißen großen runden Kieselsteinen. An den Seiten ragen die schroffen Felswände steil empor. Auf der einen Seite gibt der Durchbruch einen schmalen Blick auf das Meer frei. In der anderen Richtung führt die Schlucht weiter um eine Kurve. Wir hatten Glück, da an den vorherigen Tagen ein starker Sturm über und um Mallorca getobt hatte, fanden wir Torrent de Pareis leicht überflutet vor. Der angelegte Weg der aus dem Tunnel in die Schlucht führte, endete in einem ca. halben Meter hohen Teich. Ohne nass zu werden konnte man nicht in den hinteren Bereich der Schlucht laufen. Ein riesiger See hatte sich hier gebildet. Grasbüsche standen unter Wasser und kleine Fischschwärme schwammen darin. Es ging kaum ein Lüftchen und der See wirkte so wie ein Spiegel. Die spannende Natur wirkte dadurch noch einmal doppelt imposant!
Für uns stand sofort fest, dass wir einige Zeitraffer anwerfen mussten. Wir waren froh den Slider mitgeschleppt zu haben. So verbrachten wir eine ganze Zeit in der Schlucht. Während wir warteten, kamen immer neue Besucher. Für unseren Geschmack schon zu viel. Als dann aber mit einem schlag einige Rentner mehr da waren, war uns klar, dass hier mindestens ein Bus angekommen sein musste. Wir dachten in der Nebensaison würden gar keine organisierten Tagesausflügler mehr hierherkommen. Da hatten wir uns wohl geirrt!
Wir überdauerten die Gruppe und hatten zum Schluss die Schlucht doch noch einmal für uns allein. Auf dem Weg zurück wurde uns auch klar wieso der Händler vor Ort war! Mittlerweile war außerdem ein zweiter hinzugekommen der extra einen kleinen Teil seines Restaurants geöffnet hatte. Auf die Frage ob wir mal, seine Toilette benutzen dürften, meinte er wir sollten eine Cola kaufen. Da die kleine Cola aber über 4 € kostete, gingen wir weiter zurück zum Auto. Absolute Abzocke!
Uns hatte Torrent de Pareis sehr gut gefallen. So gut, dass wir uns dazu entschlossen noch einmal herzukommen. Bei unserem zweiten Besuch waren wir über die gesamte Zeit wirklich ganz allein. Kein einziger weiterer Besucher stieß dazu. Keiner der Händler hatte seinen Stand aufgebaut. Kein weiteres Auto stand auf dem Parkplatz. Der See war natürlich deutlich geschrumpft, aber so konnten wir das andere Ende der Schlucht erkunden. Der Ruf einer jungen Ziege hallte unaufhaltsam durch die Morgendämmerung. Sonst hörten wir nur das Rauschen des Meeres und einige Vogelstimmen. Das war für uns noch einmal ein ganz besonderes Erlebnis!
Cap Formentor
Der nördlichste Punkt auf Mallorca ist das Cap Formentor. Der Blick über das wilde Meer und das zerklüftete Gebirge ist grandios. Wir kannten den Ort bereits und hatten einige Ideen für Zeitraffer und Fotos. Als wir jedoch vor der Dämmerung ankamen fiel uns auf, dass wir einen entscheidenden Punkt vergessen hatten. Unsere Pläne konstruierten wir auf der Erinnerung an den Sommeraufenthalt. Damals ging die Sonne weit über dem Meer unter und tauchte das Cap in ein wunderschönes Licht. Nun drohte sie schon bald hinter den Bergen zu verschwinden, ehe überhaupt die Dämmerung begann. Es würde also keinen so spektakulären Sonnenuntergang mit tollem Licht geben – zumindest würden wir ihn nicht sehen!
Wir mussten uns etwas überlegen. Wollten wir hierbleiben und versuchen das Beste aus der Situation rauszuholen? Oder doch wieder zurück und vielleicht eine andere Stelle finden? Das würde allerdings viel Zeit kosten. Aber wir versuchten es, am Cap war heute nicht mehr viel zu erwarten. Unsere Wahl fiel auf einen Punkt von dem aus wir einen tollen Blick über Port de Pollença hatten. Nicht immer läuft alles nach Plan.
Cap de ses Salines
Das genaue Gegenteil dazu ist das Cap de ses Salines, der südlichste Punkt Mallorcas. Eine lange Straße endet vor einem privaten Grundstück mit Leuchtturm. Von da aus geht es zu Fuß ein paar Meter weiter bis zum Meer. Eine karge Felslandschaft beherrscht hier das Bild. Kleine Meerwasserpfützen stehen zwischen den scharfkantigen Felsen umringt von dicken Salzkrusten. Es lohnt sich ein Spaziergang rechts oder links entlang der Küste zu unternehmen. Zumindest nach Osten kann man eine ganze Weile laufen und unverbaute Natur bewundern. Wir waren fast ungestört und konnten in aller Ruhe unsere Videoprojekte umsetzen. Nur ein Detail trübte unseren Spaß: Blutsaugende Mücken! Die konnten nicht genug bekommen und nervten uns ständig.
Es Trenc
Laut Reiseführer ist er einer der schönsten Strände Mallorcas: Es Trenc. Aber bei uns blieb der Wow-Effekt aus. Zwar steht die Dünenlandschaft unter Naturschutz und es gibt keine Hotelbebauung, trotzdem sah man ihm den starken Besucheransturm an. Überall lag Müll herum. Die Dünen waren voller Fuß- und Tierspuren, die das Areal wahrscheinlich regelmäßig betreten. Über den Küstenabschnitt verteilt stehen mehrere hässliche Betonbauten im Sand, die nicht so wirklich zu einem schönen Strand mit Naturschutzgebiet passen. Bei unserer Ankunft, waren einige Besucher vor Ort. Wir waren doch etwas enttäuscht und kurz davor umzudrehen. Dann entdeckten wir allerdings einige Steinwälzer. Wir beobachteten, wie sie im Sand und zwischen den Felsen nach Nahrung suchten. Bei jeder Welle rannten sie ein Stück zurück, nur um kurz darauf weiter vorzustoßen. Es war ein großes Gewusel. Wir sahen wie einer von ihnen Glück hatte und einen kleinen winzigen Krebs fing. Ruck Zuck verging die Zeit wie im Flug und der Aufenthalt hatte sich doch noch bezahlt gemacht. Tiere zu beobachten ist doch immer wieder spannend!
Wieder ein toller und spannender Bericht mit wunderschönen Bildern! LG