Horrornacht auf dem Pazifik
Als wir am Morgen in der Bucht vor Playa Espumilla erwachten und das Schiff seelenruhig vor sich hinschaukelte, konnte man kaum glauben was ein paar Stunden zuvor passiert war. Fast die gesamte Nacht dauerte unsere Überfahrt von der Westküste Isabelas zur Insel Santiago. Wind und Wellen kamen aus süd-östlicher Richtung und trafen uns mit voller Wucht. Es wurde gemutmaßt dass es sich um 2-3m hohe Wellen gehandelt haben muss, gefühlt: 10m!
Wir hatten das “Glück” eine Kabine im vorderen Teil des Schiffes, ganz unten zu haben. Bei jeder Welle drückte es uns weit nach oben, nur um dann wieder zurück nach unten zu fallen. Die Reisetabletten sorgten zwar dafür, dass wir immer wieder einschliefen. Dafür riss uns ein Gefühl von Schwerelosigkeit aus dem Schlaf. Wir hatten das Gefühl in einer Achterbahn zu liegen. Teilweise hoben wir wirklich mit ganzen Körperteilen ab. Noch bevor wir richtig begreifen konnten, folgte der harte Aufprall. Wir waren wieder wach. Alle Muskeln krampften sich zusammen. Der Verstand versuchte verzweifelt einen Ausweg aus der schunkelnden Lage zu finden. Der tosende Lärm des Aufpralls sorgte noch einmal zusätzlich für einen Adrenalinschub. So zog sich die Nacht von Minute zu Minute und von Stunde zu Stunde. Ich kann nicht beziffern wie oft ich in dieser Nacht gedacht habe: “Jetzt sind wir doch aber wirklich gegen einen Felsen gefahren. Oder zumindest hält die Schiffsfront den harten Aufprällen nicht mehr stand. Bereite dich vor, gleich kommt das Signal. Wo war noch mal der Notausgang?”
Playa Espumilla
Nun ja aller Ärger der Nacht zuvor war schnell vergessen, bei der Ankunft am Strand von Playa Espumilla. Durch die Mangroven hindurch, vorsichtig vorbei an Schildkrötennestern, kamen wir ins Hinterland. Es schien ein nicht häufig besuchter Ort zu sein, denn hier konnte man selbst mit gutem Willen keinen Weg mehr erkennen. Wir kämpften uns durch hüfthohes Gestrüpp und wurden auf einer kleinen Anhöhe mit einem herrlichen Ausblick über die Bucht und eine Lagune belohnt. Allerlei verschiedene Vögel begleiteten uns wieder.
Zurück am Strand hatten wir eine Stunde ganz für uns allein. Es herrschte eine andächtige Stimmung. Wir waren so nah an dieser unberührten Natur dran. Es war wieder so ein Moment der einen tiefen Eindruck hinterlassen würde. Mittlerweile waren die Geisterkrabben aus ihren Löchern gekrochen und bevölkerten den ganzen Strand. Wenn wir an ihrem Nest vorbei gingen, zogen sie sich schnell zurück. Setzten wir uns allerdings ruhig hin und beobachteten die Szenerie, krabbelten sie wie wild an uns vorbei und grasten den Sand nach Algenresten ab. Dabei hinterließen sie kleine Sandkügelchen. Ein lustiges Schauspiel. Der Morgen wurde gekrönt, von einem Galapagosbussard der auf einem Ast am Ufer saß. Gerade einmal 3-4m waren wir von ihm entfernt. Weggeflogen ist er jedoch nicht.
Buccaneer Cove
In einer 5km langen Beiboottour fuhren wir entlang der Küste. Hier gab es wieder ganz andere Felsformationen zu sehen und auch ein neues Tier, den Austernfischer. Er stolzierte entlang des Strandes und war fleißig auf der Suche nach Nahrung. In den Klippen nisteten wieder viele verschiedene Vögel.
Puerto Egas
Die Küste von Puerto Egas war übersäht mit Strandwinden. Überall liefen Lavaeidechsen entlang und im Hintergrund war der massive Vulkan stets präsent. Viele spektakuläre Lavaformationen gab es am Strand, außerdem wimmelte es nur so von Klippenkrabben und Meerechsen. Hier bei Puerto Egas, gab es sogar eine Kolonie von Seebären. Sie sehen deutlich massiger aus als die Seelöwen, speziell der dicke Nacken sticht deutlich hervor.
Las Bachas (Santa Cruz)
Es ist ein traumhafter Sandstrand und Nistplatz grüner Meeresschildkröten: Las Bachas auf Santa Cruz. Wir unternahmen eine kleine Wanderung durch den feinkörnigen Sand. Hinter den Dünen gab es Lagunen bei denen wir auf Stelzenläufer und Lavamöven stießen. Überall saßen Pelikane am Strand und Blaufußtölpel flogen über uns hinweg.
North Seymour
Dann war er da: Unser letzter Inselbesuch auf Galapagos. Das war für uns die Insel North Seymour. Hier sollten uns noch einmal Fregattvögel, Blaufußtölpel und Seelöwen erwarten. Im Vorhinein dachten wir nicht, dass wir hier noch einmal etwas neues sehen würden. Schließlich hatten wir die Tiere fast täglich gesehen, aber wir irrten uns.
Auf North Seymour brüten die Vögel das ganze Jahr über. Das bedeutete für uns, wir sahen Vögel bei der Balz, Vögel die gerade Eier brüteten und kleine Jungen im Nest die von ihren Eltern noch unter Beobachtung stehen. Das traf sowohl auf die Fregattvögel als auch auf die Blaufußtölpel zu. Es war beeindruckend alle Stadien der “Fortpflanzung” zur selben Zeit sehen zu können. Besonders beeindruckend war das zur Schau stellen der männlichen Fregattvögel. Mit ihrem weit aufgeplusterten roten Kehlsack versuchten sie die Weibchen zu beeindrucken. Das ist schon sehr imposant wenn man nur wenige Meter entfernt davon steht und das alles beobachten kann.
Auch Landleguane gab es hier wieder. Einige sahen wir sogar die gerade ihr Revier gegenüber einem anderen verteidigten. Da wurde uns bewusst, dass die Leguane doch sehr schnell sein können, wenn sie müssen.
Schließlich ging eine wunderschöne und beeindruckende Reise zu Ende. Galapagos ist einfach einmalig und zeigt einem so viele verschiedene Facetten der Natur, dass es einem die Sprache verschlägt. Gerne wären wir noch viel länger hier geblieben, aber wir wollten auch noch das Festland von Ecuador näher kennenlernen. Mit dem Flugzeug flogen wir zurück nach Guayaquil.
Schon gesehen?
Galapagos – Teaser
Galapagos ist ein einmaliges Naturerlebnis. Ein toller Ort an dem man die kleinen Wunder der Welt bestaunen darf und die Geburtsstätte der Evolutionstheorie. Aber dazu später mehr. Während der Reise … WeiterlesenGalapagos – Teaser
Ja, das mit dem Gepäck kann ich nachvollziehen! Kenne ich auch! 😀
Es sind wieder sehr schöne Aufnahmen und ein interessanter Reisebericht. Linda war heute bei mir und als ich mich mit Roman und Lien unterhielt, dass schon wieder neue Erlebnisse von Euch in der Mailbox sind, horchte Linda auf und sagte, sie würde sich auch sehr für Eure Reiseberichte interessieren. Vielleicht könntet ihr sie in Euern Verteiler aufnehmen und die ihr schon fehlenden Berichte noch nachsenden? Wäre nett, danke! Warte schon gespannt auf den nächsten Reisebericht! LG
Wer wäre in solch einer Natur nicht gern Seebär?
Besonders bestechend wirken die Landschaftsaufnahmen. Bunt schillern sie über den Bildschirm und laden zum Buchen einer solchen Reise ein. Ob Las Bachas, Puerto Egas oder eine unbedeutende Felsformation – jedes Gebiet überzeugt mit seinem eigenen Charm.
Über die Technik der Bilder gibt es freilich wenig zu sagen. Über alle Berichte ist die farbliche Intensität, Belichtung, Ausleuchtung, Belichtungszeiten usw. hervorragend gelungen.
Einzig einen Tipp zum Zoo: Natürlich sind Tieraufnahmen nicht die einfachsten und somit ist der Schnitt auch nicht immer optimal. In der Tierfotografie gilt jedoch ein einfacher Grundsatz: Lass das Tier immer in die Bildmitte schauen. Das Bild wirkt offener und das Szenario natürlicher.
Schaut es beispielsweise nach rechts, positioniere es auf der linken vertikalen Drittellinien (goldener Schnitt). Schaut der junge Blaufußtölpen ins Objektiv, platziere ihn in der Mitte – perfekt!
Vielen Dank und bis bald. 🙂
Habe eben nochmal über die Bilder geschaut und für die Geisterkrabbe, den Galapagosbussard und Landleguan gilt natürlich selbiges. Wunderbar, denn der Schnitt wirkt viel offener und es gibt dem Tier Raum. Explizit bei Bewegungen ist es wichtig, den Bewegungsraum vor dem Tier frei zu halten.
Ansprechend ist ebenso Tiere aus ungewohnten Blickwinkeln zu betrachten. Auf Leguane schaut der Mensch zumeist von oben. Die von euch gewählte Position ist demnach recht elegant, da sie dem Betrachter eine andere Perspektive verleiht und das Tier erneut interessant wirkt. Vergleichen wir dies mit den fliegenden Blaufußtölpeln wird sofort die natürliche Betrachtung deutlich und das Bild wirkt “normal”. Ohne aufwendige Technik ist dies auch schwer anders möglich aber mir geht es nur um fachliche Informationen und die Übertragbarkeit auf andere Situationen. 🙂
Grüße
Vielen Dank für das Feedback! Bei manchen Tieren ist es wirklich schwierig sie gut zu erwischen und man muss nehmen was man bekommt! Vor allem Vögel im Flug sind eine Herausforderung! Man produziert auch viel Ausschuss 😊